Ist Digitalisierung unmenschlich?

In meinem Roboclass-Projekt treffe ich immer wieder Kinder, die, ganz wie in der traditionellen shintoistischen Vorstellung, in einem Roboter einen lebendiges Wesen sehen möchten. Anfangs erklärte ich stets: „Nein, das ist nur eine Maschine mit Algorithmen.“ Doch als ich beobachtete, wie zärtlich die Kleinen einen Roboter streichelten, dachte ich: Lassen wir uns von den Kindern leiten. Und so entwickelten sie Roboter, die auf Emotionen reagierten und anderen Wesen „helfen“ wollten.
Immer wieder höre ich Stimmen, die sich gegen die Digitalisierung aussprechen: Ist sie wirklich unmenschlich oder können wir als selbstbewusste und verantwortungsvolle Wesen der Digitalisierung ein menschliches Gesicht verleihen?
Aus meiner mehrjährigen Erfahrung in Robotikkursen für Kinder sehe ich ganz deutlich: Genau dort, wo digitale Technologien erlernt werden, entsteht Raum für menschliche Fähigkeiten – für Fantasie, Träume, zukunftsorientiertes Denken, Empathie, Teamgeist, kritisches Denken, Neugier und Eigeninitiative. Es geht darum, sich nicht von KI und anderen Technologien leiten zu lassen, sondern selbst die Führung zu übernehmen und die vielfältigen Möglichkeiten zu nutzen, um die eigene Vision umzusetzen. Genau hier ist der Platz für Fragen wie: Wer bin ich? Wo stehe ich? Was will ich erreichen?
Deshalb sollten wir bei der Förderung der Digitalisierung nicht die Technologie selbst als Lernziel in den Mittelpunkt stellen, sondern die Persönlichkeit des Menschen, der mit dieser Technologie umgeht.